So wird heute über die APOLLO-Mondflüge „aufgeklärt“!
Am 23. März 2007 fand in Bad Kötzting (Niederbayern) in der Jahnhalle unter dem Titel „Waren Menschen auf dem Mond? Das Projekt Apollo zwischen Fakten und Verschwörungstheorien“ eine „Pro-APOLLO“-Veranstaltung statt. Dazu hatte der Veranstalter, der Förderverein Geodätisches Informationszentrum Wettzell e. V. als Vortragenden den ESA-Raumfahrtingenieur Rainer Kresken eingeladen.
Die relativ große Halle war verblüffenderweise bis auf den letzten Platz gefüllt, was ein Zeichen dafür ist, dass das NASA-Mondprojekt trotz inzwischen vergangener rund 37 Jahre immer noch aktuell ist. Ich greife hier nur die wichtigsten Punkte heraus, die Kresken vortrug.
Rainer Kresken wirkte im ersten Teil seines Vortrages etwas nervös, möglicherweise weil ich als sein Haupt-„Verschwörungstheoretiker“ anwesend war, was er auch mehrfach erwähnte. Nach ein paar relativ belanglosen Erklärungen über das APOLLO-Projekt kam er dann auch recht bald zu seinen „Beweisen“: Das so genannte Mondgestein sei der beste Beweis dafür, dass Menschen auf dem Mond gewesen seien, denn die NASA besitze rund 320 kg dieses Gesteins, und Proben davon seien von hunderten Instituten auf der ganzen Welt untersucht worden, wobei die Einzigartigkeit des Gesteins eindeutig festgestellt worden sei, dass solches Gestein nicht auf der Erde vorkomme. Sicher seien auch von unbemannten Mondsonden Proben zur Erde geschafft worden, dabei würde es sich jedoch nur um Staub handeln. Und die in der Antarktis gefundenen Meteoriten, die vom Mond stammen würden, sähen ganz anders aus, wenn sie untersucht werden.
Das Publikum musste es glauben, es sei denn, der eine oder andere hat meine Bücher gelesen. Denn es stellen sich hier gleich mehrere Fragen:
1) Woher will Kresken wissen, dass die NASA wirklich 320 kg Gestein „vom Mond“ besitzt? Er kann sie nicht gesehen haben, denn die NASA hält es unter Verschluss. Er muss also glauben, was die NASA erzählt.
2) Wenn wirklich von diesem Gestein „hunderte Institute“ Proben zum Untersuchen erhielten, kann jetzt ja wohl nicht mehr allzu viel davon vorhanden sein.
3) Es ist einfach falsch, zu behaupten, alle Institute hätten festgestellt, dass es sich hierbei um Gesteine handele, die es nicht auf der Erde gibt. Im Gegenteil gibt es einige Aussagen, dass die Übereinstimmung mit irdischem Gestein verblüffend hoch sei.
4) Aufgrund der großen Übereinstimmung mit dem irdischen Gestein wurde sogar die bis dato gängige These, der Mond sei ein von der Erde eingefangener Himmelskörper, fallengelassen und durch die These ersetzt, er sei einst ein Teil der Erde gewesen. Diese in sich eigentlich unlogische These wäre wohl niemals aufgestellt worden, wenn sich die Gesteinssorten so gravierend unterschieden hätten, wie es Kresken glauben machen wollte.
5) Nicht zuletzt hat die NASA „Mondgestein“ selbst hergestellt, die letzte Meldung dazu ist erst einige Monate alt (... weil die Vorräte an künstlichem Mondgestein verbraucht seien). Die NASA hat genügend Labors, um auch die exotischsten Gesteine künstlich erzeugen zu können, einschließlich Mikrometeoriten-Einschlüssen und radioaktiver Strahlung. Das scheint sich aber noch nicht bis zu Rainer Kresken herumgesprochen zu haben, obwohl die NASA es ganz offen zugibt.
Der Laser-Reflektor, der bei einigen APOLLO-Missionen neben der Landefähre deponiert wurde, hatte es Kresken besonders angetan, denn nun konnte er auf die „Verschwörungstheoretiker“, die er dann „Verschwörungsgläubige“ nannte, so richtig loslegen. Es sei Gernot L. Geises persönliche Theorie, dass die Laser-Reflektoren nicht angemessen werden könnten. Tatsächlich wären im Laufe der Zeit tausende Messungen durchgeführt worden, wodurch man heute den genauen Abstand zur Erde kennen würde. Weshalb es meine Theorie sei, und was es damit auf sich hat, erläuterte Kresken allerdings nicht. Es entstand allerdings etwas Unruhe im Saal, als Mitglieder der Fundamentalstation Wettzell riefen, dass es nicht eindeutig sei, ob die vom Mond empfangenen Signale von Laser-Reflektoren stammen würden. Das überging Kresken jedoch und wechselte gleich zum nächsten Punkt.
Kresken hat also auch in diesem Punkt offenbar meine APOLLO-Bücher nur flüchtig (wenn überhaupt) durchgeblättert. Es ist nämlich keinesfalls meine These, ich habe sie nur übernommen. Ein Laserstrahl, den man von der Erde zum Mond schickt, fächert sich nämlich aufgrund der großen Entfernung zum Mond auf eine Fläche von rund drei Kilometern auf. Wenn sich nun zufällig innerhalb dieses Kreises ein Reflektor befindet (die Geräte sind, nach Beurteilung von Fotos, etwa 60 x 60 cm groß), kann er zwangsläufig nur einen verschwindend kleinen Bruchteil des Laserstrahles reflektieren. Dieser kommt also zur Erde zurück und fächert sich ebenfalls auf rund drei Kilometer auf, wobei bei der Durchdringung der Atmosphäre (Wolken) weitere Teile der Lichtreste verloren gehen. Welches Lasersignal will man da eigentlich noch empfangen haben? Zumal auch ohne Reflektor aufgrund der hell reflektierenden Mondoberfläche, die Kresken vorher noch anführte, weshalb ein Astronaut auch gegen die Sonne fotografiert deutlich erkennbar sei, derselbe Rückstrahleffekt stattfindet. Aus einem vom Mond zurück reflektierten Laserstrahl lässt sich nicht ablesen, ob er von der Mondoberfläche oder von einem Reflektor reflektiert worden ist. Hinzu kommt, dass die NASA seit den APOLLO-Missionen die Koordinaten für die einzelnen Landestellen bis zu dreimal teilweise gravierend verändert hat. Welche Koordinaten will man nun also anpeilen, um aus der Gesamtreflexion ein einigermaßen einwandfreies Reflektor-Signal herauslesen zu können?
Vor längerer Zeit wurde in einer Fernsehsendung der Frage nachgegangen, ob die Laserreflektoren funktionieren würden. Dazu hat man Mitarbeiter von verschiedenen Observatorien interviewt und auch gezeigt, wie die vom Mond reflektierten Laserstrahlen auf dem Bildschirm aussehen. Die einhellig vertretene, allerdings vorsichtig formulierte Meinung war dabei, dass man zwar den Laserreflex vom Mond empfangen könne, und dass „selbstverständlich“ dort Reflektoren stehen würden, dass es sich aber aus den empfangenen Signalen nicht herauslesen lasse, ob diese von einem Reflektor stammen würden oder nicht. Ich erinnere mich, dass einer der interviewten Astronomen meinte, die Reflektoren würden eventuell zu dicht bei den Landefähren stehen, um richtig funktionieren zu können. Es gibt also bis heute keinen einzigen stichhaltigen Beweis für die Existenz von Laserreflektoren auf dem Mond.
Die radioaktive Strahlung im All stellt bis heute für die NASA ein Problem dar, weil sie nur ziemlich aufwendig abzuschirmen ist. Für Rainer Kresken ist sie jedoch vernachlässigbar gering. Und auf der Mondoberfläche gebe es überhaupt keine Strahlung, was durch eine ganze Reihe von unbemannten Sonden nachgewiesen worden wäre. Er als ESA-Mitarbeiter wisse das.
Da frage ich mich, ob die ESA überhaupt weiß, welcher Unsinn in ihrem Namen erzählt wird! Mein Einwand, dass das von ihm vorher noch als „Beweis“ angeführte Gestein von APOLLO 12 schließlich stark radioaktiv gestrahlt habe, übertönte er mit seinem Mikrofon.
Es ist kaum vorstellbar, dass sich jemand, der einen Vortrag über ein bestimmtes Thema halten will, sich nicht vorher intensiv vorbereitet und informiert. Kresken hat das jedoch offensichtlich unterlassen, denn bezüglich der Strahlungssituation hätte er nur auf die NASA-Internetzseite zu gehen brauchen und wäre dort eines Besseren belehrt worden. Dann hätte er sich solche peinlichen Falschaussagen, auf dem Mond gebe es keine radioaktive Strahlung, ersparen können.
Die Sache mit den auf den Fotos nicht sichtbaren Sternen erklärte er zwar gut und nachvollziehbar. Das hatte ich in meinen Büchern allerdings ebenso erklärt, wovon Kresken jedoch nichts wissen wollte, denn es darf ja wohl nicht sein, dass ein „Verschwörungsgläubiger“ logisch denkt.
Einen ziemlich langen Teil seines Vortrages widmete Kresken den Schattenlinien, um darzulegen, dass alles Unsinn ist, was diesbezüglich von den „Verschwörungstheoretikern“ behauptet wird. Dazu zeigte er mehrere Bilder, u. a. von Sportplatz-Linien, um darzulegen, dass Schatten durchaus nicht immer parallel verlaufen müssen. Das hatte ich zwar in „Die dunkle Seite von APOLLO“ auch schon dargelegt, was Kresken jedoch nicht wusste, denn er schob mich in dieselbe Schublade, in der sich schon andere „Verschwörungsgläubige“ befanden, die jeden nichtparallelen Schatten bestreiten. Als „Krönung“ zeigte er dann das Foto von einem Landschaftsbild, das ich vor Jahren einmal gemalt hatte, und worauf auseinander laufende Baumschatten zu sehen sind. Dazu frage ich mich allerdings, wie er an dieses Bild gekommen ist, denn diese Bildergalerie hatte ich schon 2004 von meiner Internetzseite genommen. Außerdem hatte er mehr als hundert Aquarellbilder durchsehen müssen, um dieses zu finden. Solch ein hoher Aufwand, nur um eventuell einen „Beweis“ zu finden, der eine Aussage zu parallelen Schatten widerlegen könnte, die ich noch nicht einmal übernommen habe?
Der „Hit“ schlechthin war allerdings, als Kresken zwei Kreditkarten-Symbole auf die Leinwand projizierte und behauptete, bei den „Verschwörungstheoretikern“ gehe es auf deren Homepages nur um Geld. Während ich empört ausrief, dass diese Aussage nicht stimmt, riefen andere Anwesende Kresken laut „Das ist eine Lüge!“ zu. Hier ist Kresken auf jeden Fall zu weit gegangen und haarscharf einer Klage wegen Verleumdung entgangen. Wie Sie sich selbst überzeugen können, werden Sie auf meiner Internetzseite nirgends ein Kreditkartensymbol finden!
Vielleicht hatte Kresken erwartet, dass ich als „Verschwörungstheoretiker“ ihn öfter unterbrechen würde, aber schließlich war ich als Zuhörer und nicht als Diskussionspartner anwesend. So wurde er gegen Ende seines Vortrages immer ausfallender, ging polemisch weit unter die Gürtellinie, indem er Worte aus der Fäkalsprache verwendete, etwa das von ihm wohl geliebte mehrfach verwendete „Bullshit“, und die „Verschwörungstheoretiker“ als „Bullshit-Kabinett" bezeichnete. Von Sachlichkeit war jedenfalls in seinem Vortrag nicht viel zu spüren.
So beschimpfte er den Vorreiter der APOLLO-Kritiker, Bill Kaysing, der damals als Triebwerksingenieur bei Rocketdyne Propulsion gearbeitet hatte, als Papierträger, der niemals mit der Technik zusammen gekommen wäre. Man kann zu Kaysings Thesen stehen, wie man will, auch ich denke, dass er es sich bei einigen seiner Behauptungen zu leicht gemacht hat. Aber das ist kein Grund, ihn persönlich zu diffamieren. Man kann sich mit seinen Thesen auch sachlich auseinandersetzen.
Ich hatte erwartet, von Kresken als „Raumfahrtingenieur“ einige raumfahrttechnische Details zu den APOLLO-Missionen zu erfahren. Er beschränkte sich jedoch auf wenige Allgemeinplätze, die man in jedem Buch über die APOLLO-Missionen nachlesen kann. Der Rest seines Vortrages erschöpfte sich in Hasstiraden auf „die Verschwörungstheoretiker“ und da es im deutschsprachigen Raum zu diesem Thema nicht allzu viele Autoren gibt auf persönliche Angriffe auf meine Person.
Für mich stellt sich die Frage, wieso es „die andere Seite“ (hier in Form von Rainer Kresken) eigentlich nötig hat, so polemisch gegen Andersdenkende vorzugehen, wenn es doch (für sie) völlig klar und unstrittig ist, dass amerikanische Astronauten den Mond betreten haben. Da wird Menschen, die sich Gedanken über Widersprüche machen und die nicht alles kommentarlos schlucken, was ihnen vorgesetzt wird, ein Maulkorb verpasst und sie gleichzeitig verunglimpft. Kann man eigentlich keine sachliche Diskussion führen? In meinen Vorträgen habe ich die „Gegenseite“ jedenfalls niemals mit unflätigen Ausdrücken beschimpft, sondern bin immer sachlich geblieben, und das wird auch zukünftig so sein.
Da ich nun mal als „Verschwörungstheoretiker“ gelte, sei auch gleich die Frage gestellt, wer denn wohl Rainer Kresken für diesen Vortrag bezahlt hat? Das Eintrittsgeld von zwei Euro pro Person dürfte wohl kaum für sein Honorar ausgereicht haben, zumal es laut Vorankündigung für die Unterstützung des Fördervereins Geodätisches Informationszentrum Wettzell e. V. bestimmt war. Ist es vorstellbar, dass Kresken in einer Art Sendungsbewusstsein auf eigene Kosten gegen seine geliebten „Verschwörungsgläubigen“ vorgeht? Und als „Verschwörungstheoretiker“ könnte ich mich aufgrund seines aussageschwachen Vortrages natürlich auch fragen, ob er tatsächlich Raumfahrtingenieur ist oder nur ein kleiner Angestellter der ESA?
Ich empfehle jedenfalls jedem, wenn Rainer Kresken wieder einmal diesen Vortrag hält, dort hinzugehen, um selbst mitzuerleben, wie unsachlich und polemisch hier argumentiert wird!
© 2007 Gernot L. Geise
Nachtrag:
Hierzu erhielt ich am 02.05.07 die folgende Email, die ich hier unzensiert und unkorrigiert wiedergebe:
Sehr geehrter Herr Gleise,
heute habe ich auf Ihrer Website unter dem Titel "So wird heute ueber
die Apollo-Mondfluege aufgeklaert!" einen Abschnitt gefunden in dem
Sie mir genau genommen absprechen, dass ich als wissenschaftlicher
Mitarbeiter auf der Station Wettzell erfolgreiche
Laser-Entfernungsmessungen zu den Reflektoren der Missionen Apollo
11, 14 und 15 ausgefuehrt habe.
Die von Ihnen in dem Artikel selbst angesprochene unvermeidliche
Divergenz unseres Laserstrahles macht eben diese Entfernungsmessung
zu einer ausserst schwierigen Aufgabe, da nur einzelne Photonen
gelegentlich detektierbar sind. Die Streuung dieser Einzelmessungen
ueber ca. 20 Minuten hinweg gemittelt, betraegt nach Korrektur der
Erdrotation, der Laufzeitverzoegerung durch die Atmosphaere, sowie
der Relativbewegung des Mondes dabei etwa 2 cm, ein Ergebnis, welches
durch Bodenechos vom Mond aufgrund der Topologie der Oberflaeche
niemals zu erreichen waere. Mehr als 25 Jahre Laserentfernungsmessung
zum Mond haben zu einer Reihe wichtiger Erkenntnisse im Bereich der
Grundlagenphysik, sowie der Physik unseres Sonnensystems gefuehrt,
welche in internationalen im "Peer-Review Verfahren" anerkannten
Journalen vielfach publiziert wurden.
Ich moechte Sie daher auffordern, die entsprechende Passage aus Ihrem
Bericht zu streichen.
Mit freundlichen Gruessen,
Ulrich Schreiber
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apl. Prof. Ulrich Schreiber
Forschungseinrichtung Satellitengeodaesie
der Technischen Universitaet Muenchen
- Fundamentalstation Wettzell -
D-93444 Bad Koetzting
Tel.: +49 9941 603113
Fax.: +49 9941 603222
schreiber@fs.wettzell.de
ulrich.schreiber@bv.tum.de
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Prof. Ulrich Schreiber
Depart. of Physics & Astronomy
University of Canterbury
Private Bag 4800
Christchurch, 8020
New Zealand
Fax: +64 3 3642469
ulrich.schreiber@canterbury.ac.nz
Anmerkung dazu: Ich werde die entsprechende Passage nicht herausnehmen, da ich nach wie vor der Meinung bin, dass es genügend andere Astronomen gibt, die ein Vorhandensein der Laserreflektoren eben nicht bestätigen können, wie oben ausgeführt. Daran ändert sich nichts, auch wenn Prof. Schreiber der Meinung ist, er habe einwandfreie Messungen durchführen können.
Gernot L. Geise