Menorca

Menorca ist geradezu von Altertümern übersät. Im Gegensatz zur Schwesterinsel Mallorca sind diese Anlagen schon weitläufig gut ausgeschildert, sodass sie recht problemlos zu finden sind. Auch die Straßenverhältnisse auf Menorca sind vorbildlich – im Gegensatz zu den deutschen Schlaglochpisten.
Menorca ist eine relativ kleine Insel, sie durchmisst an der längsten Stelle gerade mal rund fünfzig Kilometer, in Nord-Süd-Richtung rund sechzehn Kilometer, bei etwa siebenhundert Quadratkilometern Fläche. Es stellt also keine große Unternehmung dar, die Insel auszukundschaften. Das machten wir mit einem Mietwagen sowie den benötigten Karten und Informationen. Aufgrund der großen Menge an Altertümern konnten wir in der verfügbaren Zeit (eine Woche) allerdings nur einen Teil besichtigen.
Die Talayot-Kultur war eine prähistorische Kultur und zwischen dem -13. und -2. Jahrhundert auf den Balearischen Inseln im westlichen Mittelmeer verbreitet. Sie ist durch die zahlreichen Reste der namengebenden Turmbauten, der Talayots (Talaiots), vor allem auf Menorca und der Nachbarinsel Mallorca bekannt. Nach ihr wurde eine ganze Kultur-Epoche der Inseln benannt, das Talayotikum.
Das Talayotikum ist eine Megalithkultur zwischen dem Ende der Bronze- und dem Beginn der Eisenzeit, die durch Turm- und andere Bauten in Großstein-Bauweise gekennzeichnet ist. Der Name talaiot (katalanisch) sowie talayot (kastilisch) ist vom katalanischen Wort talaia für „Beobachtungs- und Wachturm“ abgeleitet, das seinen Ursprung im arabischen atalaji für „Wache“ hat.
Die meisten Altertümer Menorcas stammen aus der vor- und talayotischen Zeit, die man von archäologischer Seite bis in die Zeit um -6000 zurück datiert. Aus dieser Zeit stammen nicht nur die Talayots, sondern auch die Taulas. Das sind T-förmig aufeinander gelegte Megalithsteinblöcke. Sie erinnern stark an japanische Feldzeichen, die ganz ähnlich aussehen, auch in der Größe, jedoch aus Holz bestehen.
Als Navetas werden Talayot-ähnliche Bauten bezeichnet, die meist hufeisenförmig angelegt wurden. Man bezeichnet sie auch als Beinhäuser, die zur Aufnahme der anderenorts exkarnierten Knochen dienten. Es sind typische Bauwerke der Bronzezeit, die auf Menorca als „prätalayotische Epoche“ bezeichnet wird. Einige Navetas sind noch in der anschließenden talayotischen Epoche errichtet worden.
Allen diesen Bauten gemeinsam ist, dass sie aus unbehauenen, teilweise gigantischen Natursteinen ohne Verwendung von Mörtel errichtet wurden.
Weiterhin gibt es ganze talayotische Siedlungen (wenigstens werden sie so benannt), sowie Steinbearbeitungen an verschiedenen Stellen, die sehr an die Küsten-Steinbearbeitungen der Nachbarinsel Mallorca erinnern.


© 2014 Gernot L. Geise


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